Neun Ensemble im ausverkauften Brauhaus

von Hans-Jörg Loskill (WAZ vom 29.05.2011)

Kirchhellen, wie es singt und swingt: Neun Chöre waren beteiligt an der großen Stimmen-Parade im ausverkauften Saal des Brauhauses. Anlässlich der 5. Bottroper Chortage eroberten über 200 Damen und Herren das Podium, um ein enorm breites Spektrum heutiger Chorpraxis zu demonstrieren.

Von John Lennon bis zur „musica sacra“, vom Volkslied bis zum Spiritual, vom Udo-Jürgens-Hit bis zur Rhapsody von Freddy Mercury, von Franz Schubert bis „Ein guter Freund“-Schlager - die Gruppen ließen an diesem aufmerksam und dankbar angenommenen Abend vor rund 400 Besuchern kaum ein Genre aus. Britta van Ellen und Axel Gromoll, beide auch musikalisch präsent, führten durch das dreistündige Programm.

Männerchor Grafenwald Foto: Olaf Fuhrmann

Ausverkauft: Brauhaus am Ring in Kirchhellen. Foto: Olaf Fuhrmann

Es standen auf der Bühne: der Schulchor des Vestischen Gymnasiums als „Opener“ (Leitung Wolfgang Sansen, der auch zur Gitarre griff), der MGV Einigkeit Kirchhellen (Michael Drews, auch am Klavier zu hören), der Kirchenchor von St. Mariä Himmelfahrt (Maria Schmalenbach), der Männerchor Grafenwald (M. Drews), das Ensemble „Effata“ (Christoph Wagener, der zusätzlich am Klavier als jazziger Improvisator beeindruckte), der Singkreis Kirchhellen (Hermann Kuhnke), der Kirchenchor St. Johannes (Detlef Steinbrenner), der Paulus-Kirchenchor (Julia Belaev, auch Klavier), die Chorgemeinschaft Einigkeit /Grafenwald (M. Drews) und die Formation Chorage (Manuel Hermsen). Diesem jungen Team war es vorbehalten, effektvoll und stimmig das rasante Finale mit Musical-Melodien (Bernstein, McDermot u.a.) einzuleiten. Hermsen übernahm schließlich den letzten Auftritt aller Einheiten, die sich auf dem Podium und im Saal verteilten: bei einer Friedens-Hymne „I’ve got peace like a river“ - und alle sangen bei diesem Schlusspunkt mit.

Was dieses Programm aber auch zeigte: Man beweist Risikobereitschaft bei innovativen Einstudierungen, man schaut über den konservativen Tellerrand hinweg, man öffnet sich Ungewohntem. Das ist für viele Gruppen ein animierender Ansatz, der den Dirigenten wie auch den Interpreten viel Spaß bereitete. Selbst in der schwierigen Herausforderung.

Dass nicht alle Chöre ein einheitliches Niveau repräsentierten, ist eine Binsenweisheit. Zu unterschiedlich sind Alter, Literatur, Gemeinschaft und Zielvorgaben. Aber die meist jungen Leiter scheinen gewillt, Routine zu durchbrechen und die Gruppen „auf Vordermann“ zu bringen. Durch das kluge Repertoire, durch das gemeinschaftliche Ansinnen, durch die Blicke auf die Konkurrenz.

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